Erklärung zum Christustag Bayern 2014
„Worauf Verlass ist: Allein die Schrift.”
„Solange mein Gewissen in Gottes Worten gefangen ist,
kann und will ich nichts widerrufen,
weil es unsicher ist und die Seligkeit bedroht, etwas gegen das Gewissen zu tun.
Gott helfe mir. Amen.”
Martin Luther
Es ist ein eindrückliches Zeugnis: Auf dem Reichstag zu Worms im April 1521 weigert sich Martin Luther, seine Kritik an Missständen in der Kirche des Mittelalters zurückzunehmen, weil sein Gewissen „in Gottes Worten gefangen ist”. Diese „Gefangenschaft in Gottes Wort“ ist Ursprung und Grundlage der christlichen Freiheit, für die Luther eingetreten ist, Ausgangspunkt und Kraftquelle der evangelischen Bewegung des 16. Jahrhunderts.
Die seit der Aufklärung um sich greifende Bibelkritik hat dieses Fundament der evangelischen Kirche schwerwiegend beschädigt: Je weniger die evangelische Kirche es wagt, der Heiligen Schrift zu vertrauen und mit der Heiligen Schrift zu argumentieren, je mehr die Kirche meint, dem Zeitgeist hinterhereilen zu müssen, desto undeutlicher und belangloser werden ihre Stellungnahmen, desto weniger hört die Gemeinde Jesu Christi in den Äußerungen der Kirche die Stimme ihres Herrn.
Der Christustag 2014 ruft eindringlich dazu auf, zum evangelischen Schriftprinzip zurückzukehren und bekennt mit der Initiative „Zeit zum Aufstehen“:
„Die ganze Bibel ist Gottes Wort – durch sie spricht Gott zu uns;
er zeigt uns, wer er ist und was er will."
Wir stehen ein für das Vertrauen in die Heilige Schrift. Gottes Wort und menschliche Worte sind in ihr untrennbar verbunden. Einheit und Vielfalt ihres Zeugnisses finden ihre Mitte in Jesus Christus.
Wir stehen auf für die Wahrheit des Wortes Gottes und gegen die Kritik an der Bibel als Autorität für die Lehre der Kirche und das Leben der Christen. Die Bibel ist immer aktueller als der jeweilige Zeitgeist.“
Wir fordern konkret:
- Die Prinzipien der wissenschaftlichen Bibelauslegung, die heute an den theologischen Fakultäten gelehrt werden, sind einer Revision zu unterziehen: Insbesondere muss die fragwürdige Dominanz der historisch-kritischen Schriftauslegung überwunden werden, indem auch Vertreter einer historisch-biblischen Schriftauslegung an den Fakultäten eine faire Chance bekommen.
- Die Orientierung am Zeitgeist, wie sie sich derzeit beispielsweise in der Gender-Ideologie zeigt, darf nicht länger das kirchliche Leben prägen. Das Denken und Empfinden des Menschen, der Gesellschaft und ihrer jeweiligen Mehrheiten sind einem beständigen Wandel unterworfen. Nur dann, wenn die evangelische Kirche es neu wagt, ihre Standpunkte am unveränderlichen Wort Gottes auszurichten, kann sie „Salz der Erde” und „Licht der Welt” sein (Matthäus 5, 13-14).
- Äußerungen der Kirche in der Öffentlichkeit, vor allem in den Medien, müssen die Menschen an den lebendigen Gott erinnern, anstatt einseitige politische Denkweisen und Optionen in den Vordergrund zu stellen. Das Ziel der göttlichen Offenbarung im Wort der Heiligen Schrift ist es, den Menschen in die Gemeinschaft mit Gott zurückzuholen, unter das Kreuz Jesu Christi zu führen: Dort und nur dort erfahren wir Vergebung der Schuld, Versöhnung mit Gott und untereinander, Kraft zur Gestaltung der Welt nach dem Willen Gottes und seiner Gebote.
Denn so spricht unser Herr Jesus Christus:
„Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme,
und ich kenne sie, und sie folgen mir.“
(Johannes 10, 11a.27)
Bayreuth, Lauf, München, Unterschwaningen am 3. Oktober 2014