Erklärung zum Christustag Bayern 2017


„Frieden finden – allein im Glauben“



„Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben,
haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“ (Römer 5,1)



I. Christlicher Glaube: eine lebendige Zuversicht



Martin Luther beschreibt das Wesen biblisch-reformatorischen Glaubens als „eine lebendige, verwegene Zuversicht auf Gottes Gnade“. Dieser Glaube ist nicht Ausdruck eines schwachen Denkens, auch kein vager religiöser Erregungszustand. Er besteht vielmehr in der festen Zuversicht, dass durch den stellvertretenden Sühnetod des Gottessohnes die Sünde vergeben ist (Römer 3,24-25) und wir „Frieden haben mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus“ (Römer 5,1).

Gegenüber einer begrenzten Vernunft, die bestenfalls annimmt, dass ein Gott existiert, die aber keinesfalls weiß, wer und wie dieser Gott ist, aber auch gegenüber der trügerischen Selbstüberschätzung des Menschen, der sich selbst für die letzte Wahrheitsinstanz hält, rufen wir in Erinnerung: Nur im Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus, so wie ihn die Heilige Schrift bezeugt, finden wir zur wahren Gottes- und Selbsterkenntnis.


II. Christlicher Glaube: auf Jesus Christus bezogen



Glauben heißt, persönlich darauf zu vertrauen, dass Jesus Christus auch für mich gestorben und auferstanden ist. Martin Luther verwendet das Bild des Verlobungsrings, um die enge Verbindung zwischen Christus und dem Glaubenden zu erläutern: Wenn Christus die Sünde des Glaubenden „durch ihren Brautring, das ist der Glaube“, auf sich nimmt, „so müssen die Sünden in ihm verschlungen und ersäuft werden.“

Angesichts diffuser Glaubensweisen an ein „höheres Wesen“ wie auch angesichts offenkundiger Versuche, die unterschiedlichen Wahrheits- und Heilsansprüche der Religionen als gleich gültig zu erklären, bekennen wir: Nur der Glaube an Jesus Christus rettet (Markus 16,16), schenkt Vergebung der Sünden und Hoffnung auf das ewige Leben (Johannes 3,16).



III. Christlicher Glaube: im Hören auf das Evangelium



Dieser Glaube ist eine unverfügbare Gabe (Epheser 2,8) und eine Wirkung des Heiligen Geistes (Galater 5,22). Unabhängig davon, wie wir uns die Tatsache des eigenen Glaubens subjektiv, psychologisch oder biographisch erklären, bekennen wir mit Martin Luther: „Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten.“ Für die Entstehung des Glaubens ist der Zusammenhang von Glaube und der Predigt des Evangeliums unauflöslich. Weil der „Glaube aus der Predigt“ kommt (Römer 10,17), ist die missionarische Verkündigung von der in Jesus Christus geschehenen Versöhnung (2. Korinther 5,19-20) unaufgebbar.

Denen, die gerne glauben möchten, aber nicht können, und denen, die im Glauben müde geworden sind, rufen wir zu: Wer sich in Hörweite des Evangeliums begibt und sich dem Urteils- und Freispruch des Wortes Gottes aussetzt, kann Frieden im Glauben finden und neuen Glaubensmut in der Gemeinschaft der Glaubenden gewinnen.


IV. Christlicher Glaube: im Tun der guten Werke



Der Glaube ist nie ohne die Liebe (Galater 5,6). Martin Luther schreibt: „Glaube und Liebe ist das Wesen eines christlichen Menschen. Der Glaube empfängt, die Liebe gibt. Der Glaube bringt den Menschen zu Gott, die Liebe bringt ihn zu den Menschen. Durch den Glauben lässt er sich von Gott wohltun, durch die Liebe tut er den Menschen wohl.“ Wie ein guter Baum mit innerer Notwendigkeit gute Früchte hervorbringt, so kann auch der Glaube nicht ohne gute Werke sein (Matthäus 7,17-20).

Deshalb halten wir mit den Reformatoren daran fest: Das Bekenntnis „allein aus Glauben“ ist kein Freibrief für Weltflucht oder fromme Nabelschau. Im Gegenteil: Aus der im Glauben geschenkten Freude an der Liebe Gottes in Jesus Christus übernimmt der Christ Verantwortung für seinen Mitmenschen und das Gemeinwesen im Interesse der Bewahrung von Leben, Recht und Frieden.


Bayreuth, Lauf a.d. Pegnitz, München, Regensburg, Wieseth am 3. Oktober 2017